Besuchsbericht Sierra Leone 2024

Schermbeck, den 26.02.2024

Die Kinder der neuen Generation

Osman Turay, Gudrun Gerwien, Dieter Schmitt, Johannes Nover haben im Januar und Februar 2024 wieder Sierra Leone besucht. Als Vertreter und des Rotary-Club Lippe-Issel war Stephan Proff  dabei. Für ihn war es die vierte Reise nach Sierra Leone. Vom Rotary Club Torgau sind Lars Maiwald und Dirk Brinschwitz angereist um in der Krankenstation GAGURO Kurse für die erste Hilfe durchzuführen.

GAGURU-Clinic

Über die GAGURO-Clinic können wir berichten, dass sie sich großer Akzeptanz erfreut. In der Klinik sind ein Arzt, zwei Oberschwestern und zwei Schwesternschülerinnen beschäftigt zusätzlich eine Sicherheitskraft und ein Fahrer, der auch im Home of Hope eingesetzt wird. Monatlich werden ca. 350 Patienten versorgt. Behandlungsschwerpunkte sind Thyphus, Malaria, und Verletzungen aller Art. Zusätzlich wird eine Schwangerschaftsvorsorge angeboten. Hier hat der Rotary Club Lippe-Issel für die Bevölkerung wirklich einen großartigen Beitrag zur Förderung des Gesundheitswesens geleistet.

Und es geht noch weiter. In der Planung ist ein eigenes kleines Labor, so dass z.B. Blutuntersuchungen direkt vor Ort möglich sind. Angedacht ist noch eine Abteilung speziell für Kinder, Geburtsvorbereitung, Nachsorge und Mütterberatung. Eine Solaranlage würde den mehr als seltenen städtischen Strom ersetzen. Die Kosten für den Dauerbetrieb des Generators sind einfach immens hoch.

Stephan Proff stellte in einem Rundgang das Gelände des GAGU-Zwergenhilfe und den Betrieb der GAGURO Ambulanz vor.

Erste-Hilfe-Ausbildung

Lars Maiwald ist ärztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses Torgau in Sachsen, Dr. Dirk Brinschwitz Technischer Direktor der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz. Beide sind Mitglied im Rotary Club Torgau-Oschatz und über die Leipziger Vereine „Wasser ohne Grenzen“ sowie „Forikolo“ bereits in Sierra Leone tätig. Auch personell besteht bereits eine Brücke zwischen Leipzig und Lungi. Abu Mansaray, ein Projektbetreuer und Ansprechpartner für die Deutschen vor Ort, hat einst in Leipzig studiert und war bei der Veranstaltung in der GAGURO-Ambulanz ebenfalls vertreten.
Als Arzt liegt es nahe, sich im medizinischen Bereich einzubringen, dachte Lars Maiwald. Mit dem Wissen um einfache Erste-Hilfe-Regeln lässt sich Leben retten – und so keimte die Idee Erste-Hilfe-Kurse in unserer GAGURO Ambulanz durchzuführen. Die Kurse gingen über mehrere Tage. Erfolgreiche Absolventen erhielten ein Abschlusszeugnis.

 

Home of Hope – Aus Kindern werden Leute

Aus der ersten Generation HOME OF HOPE Kindern sind junge erwachsene Menschen geworden, allesamt im Studium oder in der Ausbildung. Eine Zeit des Umbruchs mit vielen Höhen und Tiefen brachte so manche Aufregung mit sich und verlangte viel Organisation.

Beim diesjährigen Aufenthalt besuchten Gudrun Gerwien, Dieter Schmitt und Johannes Nover die jungen Studenten an den verschiedenen Universitäten und besichtigten die Wohnverhältnisse. Egal wo sie hinkamen, waren Schulleiter bzw. Lehrer voll des Lobes, so dass wir sehr zufrieden mit den Leistungen unserer Studierenden sein dürfen.

Waren wir im vergangenen Jahr teilweise mehr als schockiert über einige katastrophale nicht akzeptable Wohnverhältnisse, sind wir jetzt durchaus zufrieden, über die Wohnungen, die wir im Laufe des Jahres anmieten konnten. Die angehenden vier Krankenschwestern waren beispielsweise in einer 1,5 Raum Wohnung in der Nähe ihrer Schule untergebracht. Das war auch der einzige Pluspunkt.  Noch belastender als die Enge war nämlich, dass das Dach undicht war und man auf die Betten Eimer stellen musste. Jeder kann sich vorstellen, das funktioniert nur bedingt und so schliefen die Mädchen oft auf nassen Matratzen. Inzwischen konnten sie eine Wohnung mit zwei Zimmern und einem großen Vorraum beziehen und die Mädchen sind mehr als glücklich darüber.

Einige der Jungen waren so weit von ihrer Uni untergebracht, dass für den Transport dahin täglich ein Euro aufgebracht werden musste. Das zu finanzieren ist absolut nicht leistbar. Darum war ebenfalls die Suche nach neuem Wohnraum erforderlich und auch hier letztendlich erfolgreich.

 

Kemoh war Kind der ersten Generation im Home of Home und studiert nun im Milton Margai College. Im Video stellt er uns sein College vor.

Wie unsere Studenten wohnen zeigt ein weiteres Video von Johannes Nover.

 

Unsere GAGURO Ambulanz bildet auch Pflegekräfte aus. Wie die zukünftigen Krankenpflegerinnen wohnen zeigt das nachstehende Video von Johannes Nover.

Was sie bei ihrer Berufsausbildung zum Elektriker bereits gelernt haben konnten Mohamed Morris Wai und Mohamed B. Jalloh bei der Reparatur der Deckenbeleuchtung im Home of Hope beweisen. Über den erfolgreichen Einsatz hat sich besonders Johannes Nover gefreut, der fortan nicht mehr bei Dauerlicht schlafen musste.

Viele neue Kinder, inzwischen 23 an der Zahl, sind nach und nach eingezogen. Einige Plätze sind noch frei. Aber wir können immer nur dann ein Kind aufnehmen, wenn wir Paten finden, die bereit sind, ein Kind eine Zeit lang finanziell zu unterstützen. So stehen einige Kinder auf der Warteliste.

Die Kinder des Home of Hope erhalten nach dem Unterricht in der Schule regelmäßig Nachhilfestunden und Unterstützung bei den Hausaufgaben. Auf diesem Weg werden die Schulnoten sicher besser.

Schumacherausrüstung von der Firma Stenkamp in Schermbeck

Thomas Stenkamp aus Schermbeck löste in der Vergangenheit seine Schuhmacherwerkstatt auf. Im Bestand der Werkstatt waren eine Ausputzmaschine, eine Schuhpresse, eine Schuhmacher-Nähmaschine, mit der man auch Leder nähen kann und verschiedene Schuhmacherwerkzeuge. Sämtliche Maschinen, Werkzeuge und Materialien schenkte er der GAGU-Zwergehilfe.

Im November des letzten Jahres wurde der Werkstattbestand in Schermbeck auf einen LKW und später in einen Container verladen, der dann über Hamburg nach Freetown/Sierra Leone verschifft wurde. Inzwischen ist alles im Home of Hope angekommen. Die Ausrüstung wird im Besitz der GAGU-Zwergenhilfe verbleiben und demnächst in der Nähe des Home of Hope für den Schumacherbetrieb installiert.

Schon November 2023 wurde ein Container mit Sachspenden beladen und auf den Weg nach Sierra Leone gebracht. Schusterwerkzeuge und -Materialien wurden von der Fa. Stenkamp gespendet.

Gartenarbeit für die Eigenversorgung

Osman Turay ist Gartenbaumeister, Initiator und Gründungsmitglied der GAGU-Zwergenhilfe und unser Verbindungsmann vor Ort. Auf dem Feld der GAGU-Zwergenhilfe sorgt er für die Eigenversorgung und hat hierzu einen Traktor für die Feldbestellung organisiert.

Chief Titel für Gudrun Gerwien, Stephan Proff und Dieter Schmitt

Für die langjährige erfolgreiche Arbeit in Sierra Leone wurden Gudrun Gerwien, Stephan Proff und Dieter Schmitt in einer Zeremonie der Titel eines Chiefs verliehen. Die Urkunden sind vom Paramount Chief des Districts Port Loko, Region Noth West Bai Shebora Sheba Gbereh III unterzeichnet.

Den Chief-Titel erhielten bislang nur drei weitere Personen in Sierra Leone. Chiefs stehen, nach unserer Lesart, im Rang zwischen Oberbürgermeister und Landrat. In dieses Amt kann man nicht gewählt werden, man muss hineingeboren werden und vererbt diesen Titel dann an das  erstgeborene Kind. Für die nun geehrten hat man die Tradition der Vererbung gebrochen Für Europäer ist es eigentlich unmöglich in diese Position zu kommen, ein weiterer Bruch mit der Tradition.

Es gibt dreizehn Paramount Chiefs in ganz Sierra Leone.

  1. Bo District, Southern Region – Paramount Chief Joe Kangbai Macavoray
  2. Bombali District, Northern Region – Paramount Chief Kandeh Finoh III
  3. Bonthe District, Southern Region – Paramount Chief Alie Badara Sheriff
  4. Falaba District, Northern Region – Paramount Chief Fasalie Kulako Demba Marrah III
  5. Kailahun District, Eastern Region – Paramount Chief Cyril Foray Gondor II
  6. Kambia District, Northern Region – Paramount Chief Bai Farama Tass Bubu Ngbnak IV
  7. Karene District, Northern Region – Paramount Chief Kandeh Wusu Sesay III
  8. Kenema District, Eastern Region – Paramount Chief Prince Mambu Pewa III
  9. Koinadugu District, Northern Region – Paramount Chief Bai Farama Tass Bubu Ngbnak IV
  10. Kono District, Eastern Region – Paramount Chief Sahr Youngai Kontanday Mbriwa II
  11. Moyamba District, Southern Region – Paramount Chief Haja Fatmata Bintu Koroma Meama-Kajue
  12. Port Loko District, Northern Region – Paramount Chief Bai Sherbora Sehba Gbereh III
  13. Pujehun District, Southern Region – Paramount Chief Matilda Yayu Lansana Minah

Die Ernennung erfolgte durch den Paramount Chief Bai Shebora Sheba Gbereh III, Port Loko District, Norther Region.

Paramount Chief Bai Shebora Sheba Gbereh III verbindet mit der Ernennung Dank, Wertschätzung und Anerkennung der Verdienste für die Region und für unsere langjährige erfolgreiche und Nachhaltige Zusammenarbeit. Vielen Kinder haben wir den Weg in die Schule und jetzt ins Studium oder in die Ausbildung ermöglicht, die sonst keine Chance gehabt hätten. Auch weil wir alle Menschen gleichbehandeln und z.B. auch Schulen unterstützen.

Vor den Namen der so geehrten hat man nun den Titel und einen afrikanischen Namen gesetzt.

  • Chief Pa. Komrabai Stephan Proff
  • Chief Pa. Santigie Dieter Schmitt
  • Chief Ya Alimammy Gudrun Gerwien

Gudrun Gerwien hat sogar einen Thron bekommen. In der Rückenlehne ist ihr Name eingraviert. Damit stehe sie als Erste und bislang einzige Europäerin im Rang noch eine Stufe über Dieter Schmitt und Stephan Proff. Osman Turay sagt, sie haben Gudrun Gerwien zur Königin gemacht. Die Leute müssen die Ernannten nun mit dem Titel anreden und vor ihnen knicksen.  

Die Chiefs genießen einige Privilegien. Sie haben quasi Diplomatenstatus, dürfen z.B. an internen Gerichtsverhandlungen teilnehmen und Urteile fällen, wenn es z.B. um Schlichtungen und Vermittlungen geht. Große Fälle verhandelt natürlich das staatliche Gericht. Bei der Polizei haben Chiefs mehr oder minder freie Fahrt und bei der Einreise ins Land holt sie die Gemeinschaft der Chiefs ab.

Für die Ernennungszeremonie bekam Gudrun Gerwien ein weißes Gewand inclusive Tuch und Hut. Am Home of Hope wurde ein weißes Tuch angebracht, damit alle sofort erkennen, dass hier ein Chief zu Hause ist. Dieter Schmitt und Stephan Proff wurden während der Zeremonie eine als Krone gestalteter Hut aufs Haupt gesetzt.

Das Video von Johannes Nover zeigt Ausschnitte der Zeremonie auf dem Gelände des Home of Hope.

Spendenaufruf

Wer für unsere Projekte spenden möchte, dem empfehlen wir die nachstehenden Konten und bedanken uns schon jetzt ganz herzlich für jeden dort eingehenden Euro:

  • Volksbank Schermbeck
    IBAN: DE55 4006 9363 0777 7779 00
    BIC:  GENODEM1SMB
  • Verbandssparkasse Schermbeck
    IBAN DE67 3565 0000 0000 2548 5
    BIC WELADED1WES

Auch unser Ausbildungsfond könnte eine Finanzspritze gut gebrauchen. Unsere 22 Studierenden/Auszubildenden sind für jeden Cent dankbar. Was wir ihnen zur Verfügung stellen können, ist wirklich unteres Limit. Jede Einzelspende, und wenn es nur 5 Euro sind, ist so unsagbar wichtig und herzlich willkommen. Aber wir wissen, auch das ist in der heutigen Zeit nicht einfach. Trotzdem – hier die Bankverbindung des Ausbildungsfonds:

  • Volksbank Schermbeck
    Stichwort: Studium/Ausbildung
    IBAN: DE 60 4006 9363 0777 7779 07
    BIC:  GENODEM1SMB